Die Stadt Schleswig wurde als Luftschutzort II.Ordnung während des 2.Weltkrieges nur selten aus der Luft gezielt angegriffen. Um eine Übersicht dieser Angriffe zu erhalten, war es bisher notwendig, in verschiedenen Publikationen zu lesen. Aus diesen Quellen (s.u.) habe ich die Luftangriffe herausgesucht und auf dieser Seite aufgelistet.
Die aktenkundigen Abstürze von Flugkörpern auf das Stadtgebiet sind ebenfalls mit aufgeführt.
31.07. / 01.08.1940
In der Meldung vom Polizei-Hauptwachmeister Joost heißt es: “In der Nacht zum 01.August, gegen 01.46 Uhr, wurden über Schleswiger Gebiet 2 Bomben abgeworfen. Eine Bombe fiel in ein Gerstenfeld, links vom Wege Schleswig-Moldenit, Besitzer Jacobsen. Die zweite Bombe fiel auf eine Viehweide, rechts vom Wege Schleswig-Moldenit, Besitzer Hunge, St.Jürgen. Beide Bomben sind explodiert, haben aber nur Flurschaden angerichtet. Bei dem Bauern Thomsen, neben Sophienhöh, wurde eine Fensterscheibe eingedrückt. Bewohnte Grundstücke liegen in einem Umkreis von etwa 500 m von den Einschlagstellen entfernt. An den Einschlagstellen entstanden Sprengtrichter von etwa 2 m Tiefe und einem Durchmesser an der Sohle von etwa 2 m und am Rand von etwa 4 m.
Es wurde auch eine dritte Bombe abgeworfen, der Leutnant der Schutzpolizei Glasow schrieb diese Meldung: Festgestellt ist, dass auf der Viehweide des Gastwirtes Kallsen, unweit des Geweses Klappschau, eine nichtdetonierte Bombe in ein Moorloch eingeschlagen ist. Abwurf in der Nacht vom 31.VII. – 01.VIII.40. An der Einschlagstelle wude von mir eine Warntafel “Vorsicht, Blindgänger, Lebensgefahr” aufgestellt und dem Besitzer der Koppel, Kallsen, Schleswig, Gallberg, aufgegeben, die Koppel abzusperren. Für die umliegenden Gehöfte besteht keine Gefahr, da sie 500 m weit von der Einschlagstelle entfernt liegen.”
12. / 13.09.1940
Bericht des Sicherheits- und Hilfsdienstes (SHD): “Am 12.d.Mts. um 22.55 Uhr wurde von der Luftschutzwarnzentrale Schleswig “Luftgefahr 15” gemeldet. Grund: Feindliche Flugzeuge aus der Nordsee über Schleswig in Richtung zur Schleimündung. Dortselbst mehrfaches Kreisen, anschließend Rückflug auf Schleswig. Gegen 23.45 Uhr wurde ein Leuchtschirm am Stadtrandgebiet in Richtung St.Jürgen – Kappeln beobachtet. Das Flugzeug kreiste noch einmal über der Stadt. Anschließend wurden 3 bis 4 Sprengbomben in Höhe des Fliegerhorstes (Kleine Breite der Schlei) abgeworfen. Abflug nach Westen. Nach Auskunft des Fliegerhorstes hat es sich um 4 Sprengbomben kleinen Kalibers gehandelt, die im Wasser detoniert sind.
“Fliegeralarm” wurde um 23.50 Uhr und “Luftgefahr vorbei” um 0.16 Uhr gemeldet. Die Entwarnung erfolgte um 0.22 Uhr. Die anschließend angestellten Ermittlungen ergaben, dass Sachschäden im Stadtgebiet nicht angerichtet worden waren. An den Hallen des Fliegerhorstes sollen durch die Detonation einige Fensterscheiben zersprungen sein, Personenschäden sind nicht festgestellt.”
15./16. und 16./17.Oktober 1940
E.Petersen: “In den beiden mondhellen Nächten wird wieder Fliegeralarm gegeben. Man hört Motorengeräusche und starkes Abwehrfeuer der Flak aus der Umgebung (Klosterkrug und Borgwedel). Einige Tage später wird auch eine englische Brandbombe auf einem Neufeldacker gefunden.”
15.11.1940
Englischer Luftangriff auf den Scheinflughafen bei Treia. 3 Menschen wurden dabei getötet.
23.03.1941
Abends wurden an der Stadtgrenze bei Busdorf mehrere Spreng- und Brandbomben abgeworfen. Ein Haus fing Feuer, der Brand wurde jedoch bald gelöscht. Eine Bombe fiel auf ein freies Gelände und richtete an den nächsten Häusern nur geringen Schaden an.
26.04.1941
Brief des Bürgermeister Lemke (örtl. Luftschutzleiter) an den Oberregierungsrat Kock (Vertreter des Regierungspräsidenten) (TGB-Nr. 149/41): “Am 26.04.1941 um 0.47 Uhr wurde von der LS-Warnzentrale “Luftgefahr 15” gemeldet. Darauf wurde die LS-Befehlsstelle um 0.52 Uhr besetzt und 1/3 des Sicherheits- und Hilfsdienstes still alarmiert. Als weiterer Lagebericht folgte von der LS-Warnzentrale um 01.55 Uhr “9 feindliche Flugzeuge im Anflug und Angriff auf Kiel.” Einige Feindflugzeuge hatten schon vorher in großer Höhe Schleswig in östlicher Richtung überflogen.
Um 2.08 Uhr meldete der Turmbeobachter der Lornsenschule Bombenabwurf auf Schleswig in Richtung Schloß Gottorf. Darauf wurde, da von der LS-Warnzentrale für Schleswig kein Fliegeralarm angeordnet war, auf Entscheidung des örtlichen Luftschutzleiters in Schleswig, mittels Großalarmanlage um 02.10 Uhr Fliegeralarm ausgelöst. Gleichzeitig wurde festgestellt, dass das Fernsprechnetz der Stadt vollkommen zerstört war. Das Meldewesen der LS-Leitung musste daher durch Melder aufrecht erhalten werden.
Um 02.12 Uhr wurde durch Erkundungsstreife der örtl. Luftschutzleitung gemeldet: Sprengbombeneinschlag auf den Bürgersteig des Lollfußes, gegenüber dem Hause Nr.67, Haus Nr.67 stark beschädigt. Lollfuß 69 Volltreffer auf Tischlerwerkstatt. Darauf wurde der II.Löschzug zur ersten Hilfeleistung entsandt. Durch den Bombentreffer auf den Bürgersteig entstand ein Trichter von etwa 5 m oberem Durchmesser und einer Tiefe von 2 m. Außerdem an dieser Stelle ein Wasserrohrbruch. Das Haus Lollfuß 67 wurde stark beschädigt. Durch den Volltreffer Lollfuß 69 wurde die Tischlerwerkstatt vollständig zerstört. An den umliegenden Gebäuden entstand starker Glasschaden und Schäden an Einrichtungsgegenständen von Wohnungen und Geschäften. Getötet wurde niemand. Durch Glassplitter wurde ein Kind und 2 weibliche Erwachsene ganz geringfügig verletzt. Mit den Aufräumungsarbeiten wurde sofort begonnen.
Eine weitere Sprengbombe, die detonierte, fiel in der Nähe der Schleihalle in die Schlei, hierdurch entstand lediglich Glasschaden am Gebäude der Schleihalle. Durch Sektionsbeamte wurden weiter 1 Blindgänger auf der Schützenkoppel und 1 Blindgänger in der Michaelisallee in Höhe des Einganges zur Spielkoppel festgestellt. Die Absperrmaßnahmen sind durchgeführt. Mit der Räumung der in der Nähe liegenden Gebäude ist begonnen.”
Der Stadtarchivar Ernst Petersen beschreibt diese Bombenabwürfe detaillierter: “In den beiden verflossenen Nächten hatte Schleswig nach längerer Pause wieder Fliegeralarm. Es wurden hier auch einige Sprengbomben abgeworfen. Zwei Bomben (Blindgänger) fielen an der oberen Allee und im Garten südlich der Schützenkoppel nieder, ohne Schaden anzurichten.
Die dritte Bombe hingegen riß den Bürgersteig vor dem Reventlou-Beseler-Denkmal im Lollfuß auf, zerstörte die unterirdische Fernsprechleitung und richtete an den benachbarten Häusern Schaden an. Das Wohnhaus Lollfuß 67 mußte geräumt und abgestützt werden. Das Nachbarhaus (Möbeltischlerei von Köster) hatte gleichfalls größeren Schaden erlitten. Weiter wurde ein kleiner Friseurladen im Hause Lollfuß 82 völlig zerstört, sowie zahlreiche Fensterscheiben eingedrückt.
Eine vierte Bombe traf das Hinterhaus (Wekstatt) von Lollfuß 75 und zertrümmerte es vollständig. Glücklicherweise gab es weder Tote noch Verwundete.
Eine 5.Bombe fiel schließlich in der Nähe von der Schleihalle in die Schlei und zertrümmerte viele Fensterscheiben an der Schleistraße und im Lollfuß zwischen Hotel Stadt Hamburg und Schleihalle. Der Gesamtschaden hat nach der späteren Schätzung 17oooo RM betragen.”
16.09.1941
E. Petersen: “In der verflossenen Nacht wurde in den Wiesen am Walde hinter dem Restaurant Waldschlößchen eine Sprengbombe abgeworfen, ohne Schaden anzurichten.”
01.11.1941
E. Petersen: “In der verflossenen Nacht wurden zwei Bomben in der Nähe der Möweninsel abgeworfen, ohne Schaden anzurichten.”
16.07.1942
E. Petersen: “Abends gegen 1o Uhr wurden einige Sprengbomben bei Pulverholz in der Nähe des Bahndamms abgeworfen. Es wurden mehrere Häuser beschädigt, sowie 3 Kühe und 1 Pferd auf der Weide getötet. Der Abwurf galt einem das Bahngeleise passierenden Güterzug. (Vom Stadtbauamt wurden 7o Anträge mit einer Schadenssumme von 2o543 RM bearbeitet.)”
Der Revier-Oberleutnant der Schutzpolizei Gustav Otto Schröter verfasste den folgenden Bericht : ” Wie aus dem umstehenden Lagebericht zu erkennen ist, erhielt ich um 21.37 Uhr die Meldung “Luftgefahr 15”. Gegen 21.39 Uhr hörte ich Flakbeschuß und bald darauf die Detonation einer Sprengbombe. Um 21.43 Uhr hatte ich die Luftschutzbefehlsstelle besetzt. Hier ging die Meldung ein: “Südwestlich Schleswig, Feindflugzeug mit Südwestkurs; Spitzenflugzeug nach Bombenabwurf fliegt nach Nordwesten weiter.”
Unmittelbar erhielt ich von Hauptmann Kruse, Seefliegerhorst, die Nachricht, dass der Abwurf vermutlich hinter der Regierung erfolgt sein müsse. Nach Eintreffen des örtl. Luftschutzleiters nahm ich die Ermittlungen der Schadenstelle auf. Ich stelle fest, dass am Stadtrand, wie ich später klärte, links des Eisenbahndammes, etwa 5 m von der Sohle, Gemarkung Dannewerk, Landmann K. Ralfs – Hüsbygaard, ein Sprengtrichter vorhanden war. Nach Aussage des Feuerwehrmannes J. Legler, wurden 4 Sprengbomben abgeworfen. Polizeihauptwachtmeister Kistenmacher (Regierung) meldet mir an der Schadenstelle, dass 2 Kühe und 1 Kalb verletzt seien.
Nachdem ich mir die Tiere angesehen hatte, gab ich Weisung, sie sofort abzustechen. Inzwischen meldete mir Polizeihauptwachtmeister Ohl, dass auf der Koppel ein Pferd schwer verletzt sei. Ich gab darauf die Anweisung, das Pferd zu erschießen.
Anschließend besichtigte ich den Bahndamm auf Erdrutsch und die Gleisanlagen ob Beschädigungen vorhanden waren. Inzwischen war der Bahnmeister Bode eingetroffen, der die weiteren Ermittlungen übernahm. Kurz darauf passierte ein Güterzug von Flensburg kommend, den Bahndamm.
Infolge des Luftdruckes bzw. der Splitterwirkung waren in der Umgebung einige Dachziegel und Fensterscheiben beschädigt worden. Nachdem ich mich eingehend danach erkundigt hatte, dass Personenschaden nicht vorhanden war, und der Landhorst den 2.Fliegeralarm auslöste, begab ich mich auf schnellsten Wege zur Luftschutz-Befehlsstelle, um Weiteres entgegenzunehmen.
Benachrigt wurden von mir: Der zuständige Gendarmeriebeamte (Hptwachtmstr. Lanz), auf Anruf, die Luftschutzwarnzentrale Kiel, der Seefliegerhorst. Inzwischen meldete Tierarzt Hansen, dass die Tiere verwertet werden können. Da ein fahrzeug und Fahrer zum Abtransport nicht aufzutreiben war, bestimmte ich den Fahrer Stange (Firma Rasch), den Abtransport vorzunehmen. Anschließend teilte ich Herrn Landrat, bei Anruf, die an Ort und Stelle gemachten Feststellungen mit. Das Pferd soll dem Landmann W. Clausen, Schleswig, gehören.
Auf dem Bahndamm soll ein Güterzug gehalten haben. Infolge des Luftdruckes soll der Beamte des Schlußwagens aus dem Wagenhäuschen gefallen und leicht verletzt worden sein.”
04.01.1944
Im Jahresbericht 1943/44 des SHD heißt es: “Am 04. Januar um 12.30 Uhr, wurde beim Rückflug von feindlichen Flugzeugen auf die Albrechtsche Koppel am Behrendredder eine Benzolbombe (kleinen Kalibers) abgeworfen, die keinerlei Schaden anrichtete.”
09.04.1944
Am 09.April 1944 (Ostermontag) gegen 11.40 Uhr wurde Schleswig von amerikanischen Tieffliegern (Jäger) mit Bordwaffen angegriffen. Drei Personen wurden verletzt. Außerdem entstand in der Stadt erheblicher Gebäudeschaden (Dachziegel- und Glasschaden).
15.04.1944
Am 15.April 1944 gegen 13.15 Uhr wurde ein auf dem Bahngleis in der Nähe des Güterbahnhofs Friedrichsberg stehender Güterzug von feindlichen Tieffliegern mit Bordwaffen und kleinkalibrigen Bomben angegriffen, wodurch 3 Mann der Begleitmannschaft (Wehrmachtsangehörige) verletzt wurden. Drei mit Munition beladene Güterwagen wurden durch die explodierenden Granaten bzw. Kartuschen vollkommen zerstört, in der näheren Umgebung entstand Gebäudeschaden. Zur Behebung des Schadens wurde die TN (Technische Nothilfe) eingesetzt.
29.05.1944
Am 29.Mai 1944 (Pfingstmontag) gegen 13.45 Uhr wurde Schleswig von mehreren feindlichen Bombern mit Sprengbomben angegriffen. Die Bomben fielen zum größten Teil in unbebautes Gelände. Sechs Bomben auf freies Gelände am Kattenhunderweg/Berliner Straße (Baumschule von Lemper), neun Bomben und ein Blindgänger in die Nähe des Anstaltsgeländes Hesterberg und sechs weitere Bomben gingen am südlichen Stadtrand (Holzhandlung Söhrn, Gemarkung Busdorf) nieder. Es entstand nur unwesentlicher Gebäudeschaden.
Die genaue Anzahl der abgeworfenen Bomben ist unklar, so heißt es in dem Jahresbericht 1944/45 des SHD: “Am 29.Mai 1944 (2.Pfingstfeiertag), anläßlich des Rückfluges von einem Angriff auf Kiel, überraschte uns der Engländer mit dem Abwurf von 5 Sprengbomben auf die Anstalt Hesterberg (Lazarett), die nur ins Gelände fielen, mit 3 Sprengbomben auf das Gelände des Kattenhunderweges und 1 solchen auf den Stadtrand – Busdorfer Gebiet, Gewese von Söhrn.”
22.07.1944
Am 22.Juli 1944 gegen 03.15 Uhr stürzte ein deutsches Flugzeug in der Nähe der Horst-Wessel-Straße (Baumschule von Lemper, heute: Berliner Straße) ab.
11.12.1944
Absturz eines Flugkörpers, dazu der Bericht des SHD: “Am Montag, 11.Dezember 1944, gegen 20.45 Uhr, wurde die Polizeiwache von dem Gastwirt Friedrichsen, wohnhaft in Schleswig, Domziegelhof 14, benachrichtigt, dass bei seinem Hause anscheinend eine Bombe niedergegangen sei. Seine Ehefrau, geb. Reindel, geb. 24.12.1890 in Schleswig, wäre schwer und seine Tochter Käthe, die sich beide in der im Parterre liegenden Küche aufgehalten hätten, leicht verletzt worden. Die sofort angestellten Ermittlungen ergaben folgendes:
Ein deutsches Flugzeug, Typ konnte nicht festgestellt werden, war in der Mitte des Domziegelhofes, vor Haus Nr.14, abgestürzt. Der Motor mit der Kanzel war so tief in die Straße eingedrungen, dass das Wasserversorgungsnetz beschädigt worden war. Die Besatzung des Flugzeuges war nicht aufzufinden und ist anscheinend getötet worden. Außer den oben genannten Personen wurden keine weiteren Verletzten festgestellt. Frau Friedrichsen hatte außer einer Kopfverletzung noch andere Verletzungen und die Tochter Käthe hatte eine Schnittverletzung davongetragen.
Der sofort benachrichtigte Arzt Dr. med. Rathje, Lollfuß, hat die Verletzten verbunden und ordnete die Überführung der Ehefrau Friedrichsen in das Stadtkrankenhaus an. Die in der Nähe der Absturzstelle liegenden Häuser wurden beschädigt. Hauptsächlich ist Glasschaden entstanden. Die Zugangsstraßen zur Unfallstelle wurden sofort gesperrt und die Bewachung der Flugzeugteile bis zum Eintreffen des Übernahmekommandos durchgeführt.
Von dem Flugzeugabsturz wurden umgehend in Kenntnis gesetzt: Fliegerhorst Schleswig-See, Fliegerhorst Schleswig-Land, Regierungsvizepräsident Dr. Braumüller, Kommandeur der Schutzpolizei Oberstleutnant Bentko (Reg.), der Wachhabende bei der Regierung, Oberwachtmeister Sager, der Landrat und der stellvertretende Bürgermeister, Stadtrat Lange.”
Spätere Ermittlungen ergaben, dass es sich nicht um ein Flugzeug, sondern um einen Notabwurf eines V1-Flugkörpers gehandelt hatte. Nach mündlichen Berichten hat die Frau Friedrichsen nicht nur die erwähnte Kopfverletzungen erlitten, sondern auch ein Bein verloren.
22.02.1945
In der Jahreschronik 1944/45 des SHD wird von diesem Angriff berichtet: ” Am 22.Februar 1945 erfolgte ein Sprengbombenabwurf auf die Gleisanlage der Reichsbahn, hinter der Mansteinstraße und Bordwaffenbeschuss auf das Stellwerk.
Über die Einstellung der heimischen Bevölkerung, die bei solchen Angriffen Sachschaden hatte, folgendes: Unmittelbar nach dem Angriff begab sich der L-Sachbearbeiter an Ort und Stelle, zur Behebung der Schäden. Die Wohnungsinhaber zur Schadensausbesserung aufgefordert, erklärten diesem: “Die Stadt hat den Schaden gemacht, die muss unsere Wohnungen und Fensterscheiben wieder in Ordnung bringen.” Oder, in Sachen Luftschutzräume: “Die Schutzräume sind nicht bombensicher, die Stadt hat in dieser Beziehung nichts gemacht und der Einwohnerschaft keinen Schutz geschaffen. Der Weg nach dem L-Stollen ist und bei Nacht mit den Kindern zu weit!””
19.04.1945
Bericht des Bürgermeisters (als Ortspolizeibehörde und örtl. Luftschutzleiter): “Bombenabwurf durch feindliche Flieger über Schleswig – Am Donnerstag, 19.April 1945, um 22.00 Uhr, meldete das Luftschutz-Warnkommando Kiel, den Einflug eines starken Verbandes bei Helgoland, Kurs Ost, “Fliegeralarm für Schleswig”. Fliegeralarm wurde um 22.01 Uhr mittels Großalarmanlage ausgelöst. Über der Dithmarscher-Bucht fliegt der Verband in Schleswig-Holstein ein, überfliegt bei Grünenthal den Kanal und behält Ostkurs bei.
Um 22.36 Uhr wird ein 2.Verband gemeldet, der bei Pellworm in Schleswig-Holstein einfliegt. Kurze Zeit später stehen die Spitzenflugzeuge dieses Verbandes im Raum Schleswig, tieffliegend. Gegen 22.55 Uhr kurvt ein Einzelflugzeug längere Zeit über Schleswig und wurde von unserer FlaK beschossen. Aus südlicher Richtung kommend, überflog das feindliche Flugzeug gegen 23.00 Uhr Schleswig im Tiefflug in nordwestlicher Richtung und warf eine Bombe ab. Die Bombe fiel in das freie Gelände des Res. Lazarett III am Hesterberg.
Personenschaden ist nicht entstanden. Durch den Bombenabwurf ist erheblicher Gebäudeschaden, hauptsächlich Glasschaden, entstanden. Betroffen wurden die Gebäude in der näheren Umgebung der Abwurfstelle, Lazarettgebäude (Anstalt Hesterberg) und die Häuser der oberen Hermann-Göring-Straße (heute: Schubystraße).
Um 23.47 Uhr meldete das L-Warnkommando Entwarnung für Schleswig. Da die Großalarmanlagen durch Abschaltung des Stromes nicht betätigt werden konnten, wurde mittels Werkpfeife und Feuerhörner entwarnt.”
Quellen: Chronik des Sicherheits- und Hilfsdienstes
Spuren-Schleswig 1920-1945 Von der Demokratie zur Diktatur, Städtisches Museum 1987
Weiter ist uns nichts geschehen hier in Schleswig – Chroniken und Verwaltungsberichte aus der Zeit des 2.Weltkrieges, Matthias Schartl, Kulturstiftung 2005
Schleswiger Kriegschronik 1939-1948, Stadtarchivar Ernst Petersen