In jedem Jahr verändert sich eine Stadt – alte Häuser werden, aus den unterschiedlichsten Gründen, abgebrochen und, wenn es gut läuft, erfolgt ein moderner Neubau an gleicher Stelle.
Manchmal bleiben die Baulücken auch längere Zeit bestehen, oder das Grundstück wird anderweitig verwendet, z.B. als Parkplatz.
Besonders schmerzlich für Schleswig sind, meiner Meinung, das Versagen der Stadt, wenn es um die Nachnutzung des Theater-Grundstückes im Lollfuß sowie um das Hertie-Areal geht. Das alte Stadttheater und die Hertie-Ruine wurden längst abgebrochen, aber anstatt dafür zu sorgen, das beide Brachgelände schnellstmöglich neu bebaut werden, werden diese Baulücken als Partyfläche genutzt. Das Theatergrundstück schon länger, demnächst auch das Hertie-Areal. So etwas sorgt nicht für eine wirtschaftliche Stärkung der Schleistadt.
Ich habe nun eine kleine Liste mit derzeitigen Baulücken und Bauruinen erstellt, die gegenwärtig im Stadtgebiet zu finden sind. In dieser Liste befindet sich auch Objekte, in denen der Baufortschritt derzeit ruht. Manche Baulücken werden derzeit als Parkplatz o.ä. genutzt und existieren schon seit Jahren. Trotzdem habe ich sie mit aufgenommen, um an die einstige Bebauung zu erinnern.
Die Stadt gleicht immer mehr einem Gebiss, dem von Jahr zu Jahr weitere Zähne gezogen werden. Die Liste gibt nur einen groben Überblick und ist nicht abschließend.
1. Auf der Freiheit, östliches Areal
Der Abbruch der alten Mannschaftsunterkünfte erfolgte im Jahr 2019. Nach den Planungen des damaligen und mittlerweile gescheiterten Team Vivendi hätte hier schon längst ein lebendiges Stadtviertel mit Ferienpark, Künstlerkolonie, Gesundheitszentrum und Kindergarten entstehen sollen.
Nun liegt es in der Hand der neu gegründeten Schleswiger Grundstücksentwicklungsgesellschaft (SGEG), die zu 51 % der Stadt Schleswig und zu 49 % der Gewoba Nord gehört, dieses Areal neu zu bebauen. Hier ist in den kommenden Jahren mit Bautätigkeit zu rechnen.
Mehr dazu: Abbruch Freiheit Ost
2. Das Stadttheater-Grundstück
Kaum ein anderer Abbruch hat die Emotionen der Bevölkerung so hoch kochen lassen, wie der Abbruch des Schleswiger Stadttheaters in den Jahren 2014/2015. Bis heute hat die Stadt kein neues Theater bekommen, das Theatergrundstück im Lollfuß ist seit dem Abbruch Brachland und wird einmal jährlich als Partyfläche genutzt. Dieser Zustand ist untragbar, der Eigentümer, die Stadt Schleswig, versäumt hier jede positive Entwicklung.
Mehr dazu: Abbruch Stadttheater
3. Hertie-Grundstück
Das erste große und für damalige Verhältnisse hochmoderne Warenhaus öffnete im September 1965 seine Türen. Das Kaufhaus Grimme wurde 1971 von Karstadt übernommen, 2005 folgte Hertie. Das Haus wurde 2009 geschlossen, bis zum Abbruch 2019 stand das Gebäude leer.
Eine Nachnutzung des Areals ist Bstandteil der großen Innenstadtsanierung. Mit der Vermarktung soll laut der Stadt Schleswig, die Eigentümerin des Grundstückes ist, erst nach Abschluss der Freiraumplanung begonnen werden, die Bestandteil des Rahmenplanes Innenstadtsanierung ist. Bis dahin sollen auf dieser Brachfläche ebenfalls Partys gefeiert werden.
Mehr dazu: Abbruch Hertie-Ruine
4. Fachklinik-Gärtnerei
Einst wurden in der Gärtnerei der Fachklinik Stadtfeld Blumen und andere Pflenzen gezüchtet. Nach jahrelangem Leerstand erfolgte der Abruch der verbliebenen Gärtnerei-Gebäude Ende 2018. Seitdem ist hier keine Bautätigkei zu erkennen, das Gelände liegt brach.
Mehr dazu: Abbruch Gärtnerei
5. Gallberg Nr. 7/9/11
Nach einem Schadensfeuer im Erdgeschoss der Häuser Gallberg 7 und 9 im Jahr 2016 erfolgte der Abbruch im Sommer 2018. Während der Abbrucharbeiten stellte sich heraus, dass auch das Nachbargebäude Gallberg 11 baufällig ist. Im Januar 2019 wurde auch dieses Haus abgebrochen.
Seitdem klafft am unteren Gallberg eine große Baulücke, es bleibt abzuwarten, ob und wann mit einer Neubebauung begonnen wird.
Mehr dazu: Abbruch Gallberg 7/9/11
6. Feuerwache Kattenhunder Weg
Der Neubau der Feuerwache am Kattenhunder Weg ist ein Trauerspiel. Dabei fing alles gut an – der Spatenstich erfolgte im November 2018, im Frühjahr 2019 sollte Baubeginn sein, so dass mit einer Fertigstellung im Sommer 2020 gerechnet wurde.
Doch aufgrund Personalmangels im Bauamt, wie es heißt, wurde bis Ende 2019 nicht mit dem Neubau begonnen. Das ist keine Glanzleistung der Stadtverwaltung.
Mehr dazu: Neubau Feuerwache Kattenhunder Weg
7. Hesterberg 6
Dieses Haus steht seit vielen Jahren leer und ist sich selbst überlassen. Nach der Insolvenz der Eigentümerin, einer “Gesellschaft für nordische Kirchenrechtsgeschichte” sind die Eigentumsverhältnisse angeblich unklar. Ebenso unklar ist, wie lange es noch dauern wird, bis diese Ruine von selbst zusammen fällt.
8. Hesterberg 1
Auch dieses Haus am unteren Hesterberg verfällt seit Jahren. Es ist das Hinterhaus des ehemaligen Gaststätte Stadt Flensburg. Immerhin wurden mittlerweile Türen und Fenster verschlossen, eine zeitlang waren die Räumlichkeiten frei zugänglich.
9. Schleistraße 26
Mit dem Abriss diesen unscheinbaren Einfamilienhauses kurz vor Weihnachten endete die Abbruchsaison 2019 in der Schleistadt. Würden hier Wohnungen gebaut werden, hätten die Bewohner einen schönen und unverbaubaren Blick auf die Schlei.
Mehr dazu: Abbruch Schleistraße 26
10. Friedrichstraße 38, 40 und 42
Diese Baulück wird, solange die Preise auf dem Bausektor so hoch sind, nicht geschlossen. Der Abbruch der drei Häuser fand Herbst/Winter 2018 statt.
Mehr dazu: Abbruch Friedrichstraße 38, 40, 42
11. Baugebiet “An den Wichelkoppeln”
Auf dem ehemaligen Kleingartengelände am Kattenhunder Weg sollen 45 neue Bauplätze entstehen. Mit der Bebauung des Neubaugebietes “An den Wichelkoppeln” dürfte 2020 begonnen werden.
12. Martin-Luther-Krankenhaus
Mit dem Umzug in den Neubau des Helios-Klinikums in der St.-Jürgener-Straße im Juli 2016 verlor das alte Martin-Luther-Krankenhaus MLK seinen Nutzen. Der Kieler Investor Rudolf van Eijk gab 2018 seine Absicht bekannt, das leerstehende MLK kaufen zu wollen. Nach dem Abbruch des alten Krankenhauses wollte er auf dem Grundstück Wohnraum schaffen. Bis heute ist von der Umsetzung dieses Planes noch nichts zu erkennen. Vielleicht kommt ja 2020 Bewegung in dieses Projekt.
Mehr dazu: Nachnutzung MLK-Gelände
13. Lange Straße 32/34/36
Auch diese große Baulücke trägt kaum zur Aufwertung des Stadtbildes bei. Als erstes der drei Häuser wurde Nr. 36 im April 2013 abgebrochen. Im Jahr 2017 widerfuhren den beiden Nachbarhäusern Nr. 34 und Nr. 32 das gleiche Schicksal.
Mehr dazu: Abbruch Lange Straße 32, 34, 36 sowie Noorstraße 1 und 3
14. Lollfuß 81/81a
Nach dem Abbruch der beiden Häuser Lollfuß 81 und 81a im Herbst 2017 ging der neue Eiegntümer mit seiner Neubauplanung an die Öffentlichkeit. Der Neubau würde vom Lollfuß bis an die Schleistraße grenzen, ein Parkplatz in der Mitte. Leider wurde dieser Plan bis jetzt nicht realisiert.
15. Flensburger Straße 37
Im September 2016 wurde das Haus in der Flensburger Straße 37 abgebrochen. Eine Neubebauung scheint nicht vorgesehen zu sein, das Grundstück liegt seitdem brach.
Mehr dazu: Abbruch Flensburger Straße 37
16. Husumer Straße 1
Durch das “Moravia-Stübchen”, Husumer Straße 1, fraß sich im September 2016 der Bagger. Auch hier liegt das Grundstück brach.
Mehr dazu: Abbruch Moravia-Stübchen
17. Hesterberg 111 / Sandweg
Im März 2019 erfolgte der Abbruch des Hauses Hesterberg 111. Auf der Westseite des Grundstückes, an den Sandweg grenzend, ist seit einiger Zeit Bautätigkeit zu erkennen. Hier scheint Wohn- und/oder Geschäftshaus zu entstehen.
Mehr dazu: Abbruch Hesterberg 111
18. Domziegelhof 31, 33, 33a
Nachdem bereits im Jahr 2011 das Haus Domziegelhof 31 abgebrochen wurde, erfolgte der Abruch des Nachbarhauses Nr. 33/33a, auf Veranlassung der Stadt Schleswig, im November 2016. Bis heute konnte die Baulücke erfolgreich erhalten werden.
Mehr dazu: Abbruch Domziegelhof 31Abbruch Domziegelhof 33/33a
19. Friedrichstraße 116
Seit dem Abbruch im November 2015 besteht diese Baulücke in der Friedrichstraße 116. Die Fläche, auf der einst das Haus stand, findet gegenwärtig als Parkplatz neue Verwendung.
Mehr dazu: Abbruch Friedrichstraße 116
20. Husumer Baum Nr.7
Seit dem Abbruch im Mai 2009 wird das Grundstück von einem angrenzenden Unternehmen als Lagerfläche verwendet.
Mehr dazu: Abbruch Husumer Baum Nr. 7
21. Husumer Baum Nr. 8
Nach einem langjährigen Leerstand wurde die Ruine im Husumer Baum Nr.8 im Sommer 2017 abgebrochen. Seitdem wird das Grundstück als Parkplatz und Lagerfläche eines benachbarten Unternehmens genutzt.
23. Kartoffelverwertungsgesellschaft
Die Kartoffelverwertungsgesellschaft (KVG) war neben der Zuckerfabrik und dem Butterwerk einer der wenigen größeren Industriebetriebe der Stadt. Die “Spritfabrik”, wie sie umgangssprachlich genannt wurde, nahm im September 1950 den Betrieb auf. Die Werksschließung erfolgte 2012.
Die Produktionsgebäude wurde teilweise ausgeschlachtet, ansonsten passiert gegenwärtig nicht viel mit dieser Industrieruine.
Mehr dazu: Chronik Kartoffelverwertungsgesellschaft
24. Das Butterwerk (dmk)
Auch dieser für die Schleswiger Wirtschaft einst so bedeutende Industriebetrieb fristet sein Dasein als leerstehende Ruine. Von April 1961 bis Ende August 2014 wurde hier produziert, in den letzten Jahren längst keine Butter mehr, sondern Milchpulver.
Nach der Schließung hatte – gerüchteweise – ein Möbelhaus Interesse, sich dort niederzulassen. Anschließend gab es Differenzen zwischen dem Eigentümer, dem Deutschen Milchkontor (dmk) und einem möglichen Käufer. Diese Angelegenheit befindet sich in einem Rechtsverfahren. Solange dieses Verfahren nicht abgeschlossen ist, ist hier keine bauliche Veränderung zu erwarten.
Mehr dazu: Chronik Butterwerk
25. Der Eventbahnhof
Die Umgestaltung des ziemlich heruntergekommenen Schleswiger Bahnhofsgebäudes zu einem Eventbahnhof durch einen privaten Investor fing recht vielversprechend an und mündete gegenwärtig in einer juristischen Auseinandersetzung mit der Stadt Schleswig.
Hier nur eine ganz kurze Zusammenfassung des Desasters: Nach dem Beginn der Umbauarbeiten fehlten laut den Behörden die erforderlichen Genehmigungen. Der Streit darum eskalierte bis zu einem vereinbarten Neuanfang zwischen Investor und Bürgermeister. Kurz darauf setzte die Stadt Schleswig unter Anwesenheit der Polizei einen Baustopp durch, die Baustelle wurde größtenteils versiegelt. Die Stadt drohte dem Investor eine “Erzwingungshaft” an, sollte er sich den behördlichen Anordnungen widersetzen. Bald darauf machte die Stadt dem Investor ein Kaufangebot, was dieser aber ablehnt. Derzeit befindet sich die Angelegenheit in einem Rechtsverfahren. Solange kein Urteil vorliegt, ist leider nicht mit einer Fertigstellung des Eventbahnhofes zu rechnen.
Mehr dazu: Eventbahnhof Schleswig
26. Alter Bauhof
Der alte Bauhof der Stadt auf dem Gelände der ehemaligen Lederfabrik Knecht & Wördermann am Holmer-Noorweg verfällt auch seit Jahren. Die Stadt sucht für das mit Altlasten kontaminierte Grundstück einen neuen Eigentümer.
27. Neufelder Weg 22
Dieses historische und seit seit Jahren leerstehende Gebäude gehört(e) zur Landesheilanstalt Stadtfeld. Es wurde als “Gruppenhaus für Wärterwohnungen” im Jahre 1906 errichtet.
In dem Stall neben dem Haupthaus befanden sich drei kleine Ziegenställe mit Lager für Feuerungsmaterial sowie die Waschküche .
28. Psychiatrie Hesterberg – Haus E
Das Haus E auf dem Gelände der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hesterberg steht ebenfalls seit Jahren leer. Gebaut wurde ist in den Jahren 1905/1906 als Heim für 106 Kinder.
Seit kurzem ist das Gebäude eingerüstet, ob es einen neuen Eigentümer hat, oder noch immer zum Helios-Klinikum gehört, ist mir nicht bekannt.
29. Zentralklinik Kinder- und Jugendpsychiatrie
Mit der Fertigstellung und Inbetriebnahme der neue Zentralklinik der Kinder- und Jugendpsychiatrie Hesterberg hat das alte Klinikgebäude aus den 70er Jahren seine Funktion verloren.
Helios möchte das Gebäude und einen Teil des östlichen Klinik-Areals mit den alten und unter Denkmalschutz stehenden Krankenhäusern Haus H und Haus I verkaufen.
Ein privater Investor plant bereits eine Wohnbebauung auf dem Gelände, wobei die Häuser H und I erhalten bleiben.
Mehr dazu: Neubau Zentralklinik Hesterberg
30. Kleingartenanlage Sommerfreude
Die Kleingartenanlage Sommerfreude am Schützenredder soll nach dem Willen der Stadt einem neuen Wohngebiet geopfert werden.
Das Gelände hat der Kleingartenverein größtenteils von der Altstädter St. Knudsgilde gepachtet, der Pachtvertrag endet am 31. Dezember 2022. Ein kleiner Teil des Geländes ist im Besitz der Stadt. Die meisten der 153 Parzellen sind bereits aufgegeben, viele Pächter haben in den verbliebenen Kleingartenanlagen eine neue Bleibe gefunden.
31. Bahnhofstraße 20
Das Haus in der Bahnhofstraße 20 wurde schon im har 2010 abgebrochen. Seitdem wird die Grundfläche als Parkplatz verwendet. Eine Neubebauung scheint nicht beabsichtigt zu sein.
Diese kleine Aufzählung könnte noch weiter geführt werden, viele Häuser stehen leer im Stadtgebiet. Auch im Jahr 2020 werden die Abbruchbagger wieder für neue Baulücken sorgen, die teilweise sicher auch mit Neubauten gefüllt werden.
Anmerkungen und Ergänzungen dürft ihr mir gerne zusenden: Email