Das Bild vom Geo-Radar mit den Abnormitäten.
Die Archäologen hatten eigentlich erwartet, dass es sich um Mauer- oder Siedlungsreste handelt, ans Tageslicht kamen jedoch zwei prächtig verzierte Kupfersärge.
In den Särgen wurden nach dem heutigen Erkenntnissen Angehörige des Adelsgeschlechtes von Günderoth beerdigt. Einer der beiden Särge trägt in seinen Verzierungen die Buchstaben MG, die zum Namen von Günderoth passen. Zudem wurden am anderen Sarg die Worte “Freiherrin von” entziffert. Auch dieses Merkmal läßt auf die von Günderoths schließen, die Freiherren waren.
Die von Günderothsche Gruft befand sich bis 1888, dem Baubeginn des Domturmes, an der Nordseite des Domes. Der preußische Bauinspektor Adelbert Hotzen, der mit dem Domturmbau beauftragt war, ließ die Gruft abreißen und die Särge, zusammen mit 18 anderen, im Innenhof des Schwahls verscharren. Die Gruft hätte, nach Ansicht des Bauinspektors, die Fenster des Domes zu sehr verdunkelt. Die sterblichen Überreste der von Günderoths wurden auf dem Domfriedhof beerdigt. Nachdem die Beseitungung der Gruft bekannt geworden war, wurde sie wieder aufgebaut.(5)
Der ehem. Gründeroth´sche Hof, heute Stadtmuseum.
Die oben genannte Erklärung ist die offizielle Darstellung der Archäologen, die auch in der Lokalpresse veröffentlicht wurde.
In der Literatur findet sich dieses Bild der Ereignisse um den Bauinspektor Hotzen :
Der Hofmarschall Friedrich von Günderoth verkaufte 1675 den von seinem Vater, dem fürstlichen Hofmarschall und Stallmeister Ernst Christoph von Günderoth, geerbten ehemaligen Tratzigerschen Hof, um sich in Friedrichsberg ein stattliches Anwesen zu schaffen.Günderoth lebte in unglücklicher Ehe und erregte mit seiner Lebensweise bei den Schleswiger Bürgern heftigen Anstoß. Er starb 1703 und wurde, wie eine frühverstorbene Tochter, in einer Grabkapelle im Dom beigesetzt, die vermutlich der Hofmarschall Günderoth 1650 gekauft hatte. Seine Gattin, Adelheid von der Wisch, wurde 1727 an seiner Seite beigesetzt. (1)In der Jubiläumsschrift zum 850 jährigen Bestehen des Domes heißt es :
“Zum Ärgernis wurde die Frage nach der Erhaltung der Grabkapellen. Obwohl die Regierung die Beibehaltung des vorgefundenen Zustandes einschließlich der Langhausemporen auf den Kapellen angeordnet hatte, verfolgte der eigenwillige Bauinspektor Hotzen seine Idee, die Kapellenwände zur Verbesserung des Lichteinfalls zu entfernen und höchstens die Barockportale, begleitet von niedrigen Balustraden, stehen zu lassen.
Er ließ im Sommer 1892 die Gewölbe der Nordkapellen abtragen, der Abbruch der Mauern begann, und in einer nächtlichen heimlichen Aktion wurden 43 Särge aus den Kapellen zum alten Domfriedhof geschafft und dort beigesetzt”.(2)
Das Portal zur Günderoth´schen Gruft.(3)
Ausführlich beschreibt Heinrich Philppsen die Ereignisse um die Günderothsche Gruf in dem Kapitel “Kirchliche Kuriositäten”:
An geheimnisvollen Grabkapellen hat die Domkirche bis in unsere Tage “das verfluchte Begräbnis” bewahrt. Als solches wurde die in der Südwestecke neben der Orgelempore liegende Günderoth´sche Gruft bezeichnet, die wegen der verwünschenen Wort (Anm.: Die in latainischer Sprache abgefaßte Inschrift beschwor mit ewiger Strafe jeden, der die Grabstätte beschädigte oder zerstörte. Eine ähnliche Bedrohung enthielt übrigens auch das Wildhagen´sche Begräbnis in der Domkirche, obgleich hieran niemand Anstoß genommen hat) am Eingang von der Menge gemieden wurde, übrigens auch nicht zu öffnen war, weil angeblich der Schlüssel zur Gruft absichtlich verworfen sein sollte.
Hier ruhten seit langen Jahren Mitglieder einer, in Schleswig ansässig gewesenen, angesehenen Adelsfamilie, nämlich Friedrich von Günderoth nebst seiner Gemahlin Adelheid, geb. v.d.Wisch und deren, in jugendlichen Alter verstorbene Tochter.
Friedrich von Günderoth, ehemals schwedischer Reiteroberst, gottorfischer Hofmarschall, Oberjägermeister, Amtmann von Apenrade und Lügumkloster sowie Landrat, war hier 1703 beigesetzt, seine Gemahlin hatte die Gruft im Jahre 1727 aufgenommen, während die früh verstorbene Tochter schon 1663 hierher überführt worden war…””…Die Geheimnisse der Günderoth´schen Grabkapelle, um auf diese zurückzukommen, traten erst bei deren Abbruch zutage, als der Turmbau der Domkirche im Jahr 1894 die Beseitung der Grabstätte notwendig machte.
Da fand man in einer wenig vertieften und durch die Mauer der Kapelle abgeschlossenen Nische von über zwei Meter Höhe zwei menschliche Gerippe, dasjenige eines Mannes und das einer Frau, die hier dereinst in aufrechter Stellung, ohne Schmuck und besondere Gewandung, eingemauert sein mußten.
War es auch zweiffellos, daß die Einmauerung der Leichen nicht ohne Wissen und Einwilligung von Mitgliedern der Familie geschehen sein konnte, so fehlte doch der Nachweis für eine nähere Beziehung zwischen dieser und den eigenartig Bestatteten.
Die Annahme, daß die eingemauerten Leichen diejenigen der Konkubine und vielleicht eines außerehelichen Sohnes des Friedrich von Günderoth gewesen seien, die ursprünglich in der Gruft beigesetzt waren, aber auf Geheiß der rechtmäßigen Gattin oder bei deren Bestattung auf Anordnung der Familie aus der Gruft wieder entfernt wurden, ist wenig wahrscheinlich.
Näher liegt die Vermutung, daß hier ein sogenanntes Mauerbegräbnis vorgelegen hat, von dem wir aus dem Mittelalter nicht selten hören. Wenn der Chronist Ernst Petersen recht unterrichtet ist, war die Grabstätte, die bis dahin einem Buchhändler als Standort gedient hatte, bereits im Jahr 1650 von dem Marschall von Günderoth sen. als Begräbnis angekauft.
Auffällig ist nun, daß weder seine Grabstätte, noch die seiner Gemahlin in der Domkirche näher bekannt sind, obgleich beide in Schleswig gestorben sind und hier auch bestattet sein werden. Es ist daher nicht ausgeschlossen, daß die eingemauerten Skelette von diesen beiden Eheleuten herrühren, so daß die Gruft die rechtmäßige Familie von Günderoth in ihrer Vollzahl geborgen hat. Klarheit über das bestehende Dunkel wird wohl niemals erlangt werden können.Die Särge aus der Günderoth´schen Gruft sollen in Apenrade beigesetzt sein, da diese Stadt ihrem einstigen Amtsmann Friedrich von Günderoth reiche Zuwendungen zu danken hat. Zwei von ihm außerehelich erzeugte Kinder, der Kammerrat Hinrich von Günderoth und der Stallmeister Ernst Christoph von Günderoth waren die Letztlebenden des Geschlechtes in Schleswig-Holstein.”(4)Am Samstag, 20.November 2010, präsentierten Mitarbeiter des archäologischen Landesamtes der Öffentlichkeit ihren Fund. Die beiden Särge sollen nun zeitnah geborgen und die Grube wieder verfüllt werden.
Die Fundstelle im Innenhof des Schwahls.
Die Särge wurden nur freigelegt, sie befinden sich an dem ursprünglichen Fundort.
Links von den beiden Särgen liegen die Überreste eines Holzsarges.
Die Fundstelle im Innenhof des Schwahls.
Rest eines Holzsarges mit Verzierungen.
Die Fundstelle im Innenhof des Schwahls.
Weitere Holzsärge mit Verzierungen.
Im Vordergrund die Reste von Holzsärgen.
Die Fundstelle im Innenhof des Schwahls.
Die beiden Metall-Särge.
Verzierungen an dem größeren Sarg.
In dem Metallsarg befand sich ein hölzerner Sarg,
in dem die Leiche gelegt wurde.
Die reich verzierten Metallsärge wurden nicht für eine
Erdbestattung gebaut, sondern zum Aufbahren in einer Gruft.
Eine Inschrift – I N R I .
Der eingedrückte Deckel des kleineren Sarges.
Prachtvolle Verzierungen schmücken den Sarg.
Geborgene Verzierungen mit Sarggriff.
Weitere Fundstücke. Die untere Verzierung liegt auf einem Stoffrest.
Mit diesem Stoff waren die Holzsärge eingehüllt.
Allerdings ist das Wappen (Bildmitte)nicht mit dem übereinstimmend,
das sich über der Günderoth´schen Gruft befindet.
Diese Verzierung gehörte zu dem Sarg, in dem ein Mann beerdigt wurde.
Dies ist aus den abgebildetetn Symbolen – Speere, Kanonen und Trommeln – ersichtlich.
Ein Mitarbeiter des archäologischen Landesamtes gibt Erklärungen zum Fund und
beantwortete die Fragen der interessierten Besucher.
Auch Münzen wurden gefunden.
Dieser Kopf verzierte den kleineren Sarg,
in dem eine Frau beerdigt wurde.
Quellen : (1) Schleswig in der Gottorfer Zeit 1544-1711, H.Kellenbenz
(2) 850 Jahre St.-Petri-Dom zu Schleswig 1134-1984, Radtke/Körber
(3) Schleswig / Fuglsang
(4) Alt-Schleswig, kulturgeschichtlicher Teil / Heinrich Philippsen
(5) Schleswiger Nachrichten 18.11.2010