In den Jahren 1982 bis 1987 hat der Kreis Schleswig Flensburg das bestehende alte Landratsamt an der Flensburger Straße durch für damalige Verhältnisse großzügige An- und Umbauten erweitert. Diese Baumaßnahme war unbedingt notwendig, da durch die Zusammenlegung der Kreise Schleswig und Flensburg Land im Jahr 1974 der Raumbedarf für die Verwaltung enorm gestiegen war.

Ein weiteres Problem war, dass die verschiedenen Dienststellen der entstandenen Kreisverwaltung über das Stadtgebiet verteilt waren.
Mit dem Neubau wurde ein modernes Verwaltungsgebäude errichtet, in dem alle Dienststellen des Kreises untergebracht werden sollten.

Der Verwaltungsneubau wurde in zwei Abschnitten errichtet. Der erste Bauabschnitt entstand nördlich des alten Landratsamtes, dort wurden nach der Fertigstellung 1985 das Jugendamt, das Ausgleichsamt und die Kreiskasse untergebracht. Noch vor der Fertigstellung des 1.BA wurde bereits mit dem 2.BA begonnen, um die Kosten für die Herstellung des Überganges zwischen beiden Bauabschnitten zu reduzieren.

 

Kreishhaus Schleswig

Das Kreishaus an der Flensburger Straße.
MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Die Bauabschnitte : 1.BA blau, 2.BA rot.

 

 

Mit der Errichtung der Neubauten wurden aber nicht nur Nutzflächen für die Verwaltung geschaffen, sondern auch eine relativ große Zivilschutzanlage, die sich überwiegend unter dem 2.Bauabschnitt befindet. Nachdem bereits im April 1982 die Genehmigung für den Erweiterungsbau erteilt wurde, erfolgte im August 1982 ein Nachtrag zum Bauantrag, der sich auf den “zivilschutzmäßigen Ausbau der Tiefgarage” bezog. Nach verschiedenen Beratungen mit dem Bundesverband für den Selbstschutz und der Oberfinanzdirektion Kiel hat der Kreis Schleswig-Flensburg den Bau der Tiefgarage als Mehrzweckanlage (MZA) beschlossen.

Mit dem 1.BA wurden ab 1982 die Räumlichkeiten für die Filteranlagen mit dem Sandvorfilter, das Notstromaggregat sowie die beiden inneren Schleusen errichtet. Der eigentliche Schutzraum, die Tiefgarage mit Außenzugang und Schleuse, entstand mit dem Baubeginn des 2.Abschnittes. Nach den ersten Planungen sollte die Zivilschutzanlage, die entsprechend den Richtlinien zur “Errichtung von Großschutzräumen für Zivilschutz” von 1979 gebaut wurde, 1353 Personen Schutz bieten. Vermutlich aus Kostengründen wurde die Anlage deutlich verkleinert, so dass dort lediglich 540 Personen Schutz finden konnten. Zu dem Personenkreis, der im Zivilschutzfall in dem Schutzraum stationiert worden wäre, gehörten u.a. der Landrat mit seinem Stab sowie der Stab des Katastrophenschutzes des Kreises Schleswig-Flensburg.

Gewartet wurde der Schutzraum von einem kreiseigenen Schutzraumbetriebsdienst, der zunächst aus fünf Personen bestand und 1997 durch vier Kräfte ersetzt wurde.
Der Schutzraumbetriebsdienst bestand aus dem Haustechniker, einem Techniker für Telefonanlagen und EDV sowie zwei weiteren Helfern.
Die vier Mitglieder des Schutzraumbetriebsdienstes wurden in einem einwöchigen Lehrgang in die “technische uns verwaltungsmäßige Unterhaltung von Schutzräumen” eingewiesen. Der Haustechniker leitete als Gruppenführer diesen Betriebsdienst.

Für die Wartung und Instandhaltung der Anlage stellte das Bundesverwaltungsamt etwa 200-250 DM jährlich zur Verfügung. Letztmalig wurde der Schutzraum im Jahr 2003 auf seine Funktionsfähigkeit vom TÜV überprüft, dabei
wurden folgende Einrichtungen getestet:

– techn. Versorgung Raumluft

– Wasserversorgung/Entsorgung

– elektr. Anlagen

– Raumabschlüsse

– Schutzraumtor

– Schutzrauminspektion

Die Überprüfung ergab keine Beanstandungen.

 

Rundgang durch die Zivilschutzanlage

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Schematischer Lageplan der Zivilschutzanlage.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

 

Die Zufahrt der Tiefgarage. Der Personeneingang rechts

führt in die Schleuse.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Die Tiefgarage und Schutzraum für 540 Personen, 2.BA.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Das gasdichte und splittersichere Schiebetor verschließt die Zufahrt im Zivilschutzfall.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Raum mit Fenster für die Schutzraumaufsicht.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Im Aufsichtsraum steht die Telefonzentrale, eine Bundeswehr-Feldvermittlung.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Die Tiefgarage und Schutzraum für 540 Personen, 1.BA.

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Die Türen zu den Treppenhäusern werden im Schutzfall mit
Fertigbetonsteinen “zugemauert”, um vor Strahlung zu schützen

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Neben der Tür ist die “Stapelanweisung” für
die Betonsteine angebracht.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Das Notstromaggregat vom Typ TD 226-6 (MWM).

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Das Notstromaggregat, Dieseltank im Hintergrund.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Eine Notleuchte.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Schaltschrank und CO2-Überwachung der Luft
im Raum für die Lüftungsmaschinen.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Schutzluft-Versorgung.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Raum für die Staubfilter.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

“Strahlengeschützte Staubfilter B2”.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Lüftungsmaschinen im Lüftungsgang. Falls das Notstromaggregat
ausgefallen oder der Treibstoff aufgebraucht gewesen wäre,
hätte die Belüftung mittels 7 Schutzluftventilatoren
vom Typ L6 erfolgen sollen.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

In dieser Ecke der Tiefgarage wäre die Notküche eingerichtet worden.

 

MZA Zivilschutzanlage Tiefgarage Kreishaus Schleswig

Im Zuluft-Gang. Rechts befindet sich das Sandvorfilter sowie Vorratskammern,
in denen ein Teil der Schutzraum-Ausstattung, wie z.B. Becher, Kannen und Werkzeug
eingelagert sind.
Aber auch Leichensäcke sind vorhanden,
da mit Todesfällen gerechnet wurde.

Stand : 02.März 2012

Die Besichtigung und Fotodokumentation der Zivilschutzanlage fand mit der Genehmigung
des Landrates des Kreises Schleswig-Flensburg, Bogislav-Tessen von Gerlach, statt.