Der Capitolplatz an der Ecke Stadtweg/Plessenstraße ist erst mit dem Bau des Capitolkinos entstanden, das im Januar 1939 eröffnet wurde. Wo heute die freie Fläche des Capitolplatzes ist, standen bis 1938 mehrere kleine Häuser mit Stallgebäuden im rückwärtigen Bereich. Die Häuser befanden sich auf den beiden Grundstücken Plessenstraße Nr.17 und Nr.19, der Eigentümer dieser Grundstücke war die Lederfabrik Firjahn. Im Lageplan von 1938 sind die genannten Grundstücke gelb, also zum Abbruch vorgesehen, eingezeichent. Der geplante Neubau des Capitolkinos ist rot eingezeichnet. Das neue Capitolkino wurde zum Teil steht auf dem Grundstück errichtet, das bis 1938 mit den Gebäuden bebaut war, die die Adresse Plessenstraße Nr.17 trugen.

 

 

Capitolplatz Schleswig
Der Lageplan vom Mai 1938 zeigt den damals
bebauten heutigen Capitolplatz.

 

Capitolplatz Schleswig
Plessenstraße Nr.17, rechts die Nr.19.
Nr.17 mußte als erstes dem Kinoneubau weichen.
Links im Hintergrund das Möbelhaus Steinhusen.

Capitolplatz Schleswig
Die Stallgebäude im rückwärtigen Bereich
des Grundstückes Plessenstraße Nr.17.
An dieser Stelle steht heute das Capitolkino.

Capitolplatz Schleswig
Das langgezogene Gebäude Plessenstraße Nr.19.
Zum Stadtweg hin war an der Stirnseite des Hauses
ein kleiner Zeitungskiosk.

Capitolplatz Schleswig
Der Zeitungskiosk wurde von der Firma G. Stilke
aus Hamburg betrieben.

Capitolplatz Schleswig
Die Schleswiger Büger hatten hier die Möglichkeit,
sich mit nationalsozialistischen Propaganda-Blättern zu versorgen.
Im Angebot waren u.a. “Der Blitz”, “Der Arbeitsmann” oder “Der Reichswart”.
Über dem Verkaufstresen ein Bild Hitlers.
Aber auch die heute sehr begehrten Ansichtskarten wurden dort verkauft.

Capitolplatz Schleswig
Plessenstraße Nr.19.
Rechts im Bild das Kaufhaus Hans Nissen.

Capitolplatz Schleswig
Diese drei Jungs kommen vielleicht gerade aus der Schule.

 

 

1938 wurde mit Abbruch der Gebäude auf dem Grundstück Plessenstraße Nr.17 begonnen, um Platz für den Kinoneubau zu schaffen. Während das Kino im Januar 1939 seine Türen für die Besucher öffnete, wurden die Gebäude auf dem Grundstück Plessenstraße Nr.19 abgebrochen. Allerdings verlief der Abbruch zu damaliger Zeit anders als heute – auf den Fotos ist zu erkennen, das das Dach sorgfältig abgedeckt und die Dachpfannen auf einem Pferdewagen gestapelt wurden. Das noch verwendbare Baumaterial wurde an anderer Stelle wieder verwendet, da in jener Zeit Baustoffe schwer erhältlich waren.

In der Amtssprache wurden diese Häuser als “Häuser vor Ravens Hotel” bezeichnet. In einer Notiz vom September 1938 heißt es :
“Der Abbruch der Häuser vor Ravens Hotel ist von dem Bezug, bzw. der Fertigstellung der ersten Volkswohnungen abhängig. Materialnot und Verknappung der Arbeitskräfte bedingten eine starke Verschleppung der Bauarbeiten.”
Mit den Volkswohnungen sind 12 Wohnungen am Kattenhunder Weg, die am 01.11.38 fertiggestellt werden sollten, sowie die ersten 8 Wohnungen in einem neuen Block in der Gorch-Fock-Straße gemeint. Unmittelbar nach Auszug der Bewohner (Familie Lux und Familie Neumann) der Häuser vor Ravens Hotel sollte mit dessen Abbruch begonnen werden.
Den Auftrag für die Abbrucharbeiten erhielt die Firma Landsmann.

Anscheinend gab es schon Mitte der 30er Jahre Pläne für eine Neugestaltung der Grundstücke, auf denen die Häuser vor Ravens Hotel standen. 1936 gab es einen Ideenwettbewerb, bei dem die NS-Architekten einen Rathaushausneubau in dem Bereich planten, wo heute das Capitolkino steht.
Das Rathaus hätte einen E-förmigen Grundriss gehabt, zur Plessenstraße hin wären dem Rathaus ein Kino sowie ein Wohngebäude angegliedert gewesen. Die Freifläche zum Stadtweg hin wäre zu einem Marktplatz mit Brunnen umgestaltet worden.

 

Capitolplatz Schleswig
Ideenentwurf für den zukünftigen Rathausplatz 1936.
Lageplan für das Rathaus an der Plessenstraße.

Capitolplatz Schleswig
Front des Rathaus-Entwurfes vom Stadtweg aus gesehen.

 

Was mit dem alten Rathaus am Rathausmarkt geworden wäre, geht aus den Akten nicht hervor. Nach dem Bau des Kino anstelle eines Rathauses war die Stadt auch in den folgenden Jahren auf der Suche nach einem Grundstück für einen Rathaus-Neubau. 1940 erwarb die Stadt die Grundstücke Lollfuß 55-59 und Schleistraße Nr.14, um dort ein neues Rathaus zu bauen. Im Sommer 1941 rief die Stadt erneut zu einem Ideenwettbewerb auf, insgesamt wurden 219 Entwürfe eingereicht. Der erste Preis ging an Bauassessor Gerhard Donath aus dem Baustab Albert Speer.

Capitolplatz Schleswig
Die Gebäude Plessenstraße 19 vor dem Abbruch.
Das viereckige Haus (im rechten Bildteil) beherbergte die Wohnungen
und Stallungen des Fuhrunternehmers Karl Petersen.

Capitolplatz Schleswig
Das Motorrad hat das Kennzeichen IP – 68037. IP war das Kennzeichen
für die Provinz Schleswig-Holstein.
Die Plane des Handkarren trägt die Aufschrift
“Ludwig Detlefsen´s Buchhandlung”

Capitolplatz Schleswig
Die Gebäude Plessenstraße Nr.17 sind auf diesem Bild
schon abgebrochen.
Im rechten Gebäude ist heute das Schuhaus Forck ansässig.

Capitolplatz Schleswig
Im Vordergrund die alten Gebäude Plessenstraße 19,
im Hintergrund das Kino kurz vor der Fertigstellung.
Links im Bild ein Teil von Ravens Hotel.

Capitolplatz Schleswig
Ein älterer Herr auf der Leiter. Deutlich sind die gestapelten
Dachpfannen zu erkennen.

Capitolplatz Schleswig
Abbruch der Gebäude Plessenstraße 19.
Im Hintergrund Ravens Hotel.

Capitolplatz Schleswig
Abbruch der Gebäude Plessenstraße 19.
Im Hintergrund Kaufhaus Hans Nissen.

Capitolplatz Schleswig
Der Abbruch war Handarbeit.

Capitolplatz Schleswig
Der Fotograf hat diese Aufnahme wahrscheinlich aus
dem neuen Kinogebäude geschossen.
Es zeigt den bebauten heutigen Capitolplatz sowie
das Hans Nissen Kaufhaus und Ravens Hotel.